Ahnenforschung in Preussen & Lippe

 
PAPET
 

 

 

Papet

 

Mitglieder der Familie Pabet, später von Papet [1], insbesondere Offiziere, waren im 18. und 19. Jahrhundert im Herzogtum Braunschweig beheimatet. Der Ursprung [2] der Familie liegt in Venedig. Zwei Brüder, Enrico und Julio Pontini detto [=genannt] Papette wurden Anfang des 18. Jahrhunderts aus ihrer Heimat Venedig nach Thüringen und Sachsen angeworben [3].

Venedig, Ansicht aus dem 18. Jahrhundert.

 

Generation No. 1

Julio Pontini detto Papette

20. Januar 1757

Julio Pontini detto Papette wurde 1697 geboren. Seine in Venedig begonnene militärische Karriere setzte er ab 1719 in der königlich-sächsischen Armee fort. Pontonnier- und Mineurkorps wurden in
Deutschland erst spät aufgestellt. Dabei wurde fast ausschliesslich auf Fachkräfte seeerfahrener Nationen zugegriffen. Der Stamm der ersten kursächsischen Pontonniere wurde 1698 in Holland angeworben.

Das Offiziersverzeichnis 1622-1815 von Friedrich August von Göphardt (Dresden 1885) enthält folgende Angaben über Papette:
Corps: Pontonniers, Premier-Lieutenant: 12. Jan 1730, Captaine: 29. Dez. 1734, Major, 27. Sept. 1746, Obrist-Lieutenant: 10. Aug. 1753, Absterben: 20. Jan. 1757.

Im Stammregister von Heinrich August Verlohren (Leipzig 1910) ist er unter dem Namen "de la Papette" als Kommandant der Pontonier-
Kompanie aufgeführt. Eingedeutscht nannte er sich Julius Pabet. Nach einer Musterungsliste von 1739 war er "beweibt"; über Nachkommen ist nichts bekannt.

In einem Aufsatz im Pirnaer Anzeiger vom 12.2.1911 "Pirna als Pioniergarnison" ist vermerkt: "Dem vielerfahrenen Kapitain von Haugwitz folgte 1728 der Pionierleutnant Papete, der als ehemaliger
Schiffsbaumeister und Mitkämpfer in drei Seekriegen gegen die Türken ebenfalls ein bewegtes Leben hinter sich hatte."

 

Enrico Papette (Heinrich von Papet)

Enrico Papette, eingedeutscht Heinrich Pabet, der später als "von Papet" in Erscheinung tritt (Nobilitierungsakt nicht nachgewiesen), brachte es im Grossherzogtum Sachsen-Weimar(-Eisenach) zum Ober(ge)leitmann [4] (ab 1730) und Hofrat (ab 1742). Dienstsitz war das von den Fürstentümern Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach bis zur Vereinigung 1741 gemeinsam betriebene Geleithaus in Erfurt.

Heinrich Pabet wurden Fehler bei der Einziehung und Abführung der Geleitgelder vorgeworfen. Er wurde daher mit hohen Nachforderungen, Geldstrafe und zur Sicherung der Forderungen mit persönlichem Arrest belegt. Da er diese Mittel nicht aufbringen konnte, setzte er sich
zu den Verwandten seiner Frau nach Wolfenbüttel ab. Der Versuch, seine Stellung durch Intervention des Herzogs Carl I. von Braunschweig-Lüneburg bei Herzog Ernst August I. von Sachsen-Weimar - (ab 1742 auch) - Eisenach und nach dessen Tode (1748) bei Herzog Franz Josias von Sachsen-Coburg- Saalfeld als Vormund des Nachfolgers, Ernst August II., wiederzuerlangen, hatte keinen Erfolg.

Schloss SalderAm 23. 10. 1732 hatte Heinrich Pabet in Erfurt die am 12.3.1714 geborene Eleonora Juliana Breymann geheiratet, Tochter des Oberamtmanns Statz Breymann (1665-1722) aus Gebhardshagen, Domänenpächter auf Schloss Salder (heute zu Salzgitter) und weiteren Gütern und seiner (2.) Ehefrau Sophie Juliane Graevemeyer, verw. Sattler (1678-1736).

Das Ehepaar hatte vier Kinder:
1) Juliane Henriette, geb. 27. 6. 1738 in Erfurt, früh verstorben
2) Ernestine Auguste, geb 23. 11. 1742 in Erfurt, gest. 19.9.1796 in    
    Braunschweig. Paten: Ernst August, Herzog von Sachsen-Weimar-
    Eisenach, vertreten durch Regierungsrätin von Alenstein.
    E.A. v. Papet war ab 4. 5. 1773 Domina des Frauenkonvents St.
    Ägidien (Ägidienstift) in Braunschweig.
3) August Wilhelm
4) Johann Julius Friedrich

 

 

Generation No. 2

August Wilhelm von Papet

* 13. Dezember 1739 in Erfurt
25. Juli 1808 in Braunschweig

Paten: Herr Slögen, Hochfürstlich Braunschweig-Wolfenb. Amtmann und Intendant aus Gebhardshagen, Frau Superintendent Rösern aus Goslar.

August Wilhelm v. Papet (in Offizierslisten von Papet sen.) wurde
braunschweigischer Offizier (20. 4. 1758 Fähnrich, 14. 9. 1760 Lieutnant, 20. 10. 1783 Captain, 24. 12. 1798 Major, 4. 4. 1801 Oberstlieutnant, 4. 7. 1805 Oberst in Garnison Wolfenbüttel). Wie sein Bruder Johann Julius Friedrich war er mit den braunschweigischen Hilfstruppen im nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg (Regiment Specht, 14.9.1779 in Charlottesville Virginia, Komp. von Lützow, wahrscheinlich ausgetauscht und 1791 in New York City, dann
wieder nach Canada).

 

Johann Julius Friedrich von Papet

* 5. August 1741 in Erfurt
† 5. April 1793 in Maastricht

Paten: Johann von Kalm, Fürstl. Bsw.-Lüneb. Commissionsrat, Frau Friederica Rögen aus Wolfenbüttel, Julius Pabet, Kgl. Polnischer u. Churfürstl. Sächsischer Hauptmann.

Uniform Regt. RhetzAuch J.J.F. v. Papet wurde braunschweigischer Offizier (24.4.1758 Fähnrich, 21.4.1761 Lieut., 24. 10. 1783 Capt.). Er hat noch das Ende des 7-jährigen Krieges mitgemacht und nahm dann mit den braun-schweigischen Trupen am nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg teil (zunächst Regiment von Rhetz, ab 20. 11. 1777 als Brigade-Major bei den deutschen Truppen in Canada unter den GeneralBridadiers von Ehrenkrook, danach von Speth).

1783 wurde J.J.Fr. v. Papet als Capitain zum Regiment Riedesel versetzt, das 1788 mit einem braunsschweigischen Hilfskorps im Sold der Niederlande Garnison in Maastricht bezog. Dort starb v. Papet am 5. 4. 1793 (ausführliche Beschreibung des Leichenbegräbnisses und der Teilnehmer im Stadtarchiv Braunschweig).

Über den Feldzug in Nordamerika hinterliess J.J.Fr. v. Papet ein ausführliches Tagebuch. Das Original wurde 1866 von seiner Schwester und deren Kindern dem Stadtarchiv Braunschweig überlassen (Widmungsvermerk auf der Titelseite). Eine Kopie, die der amerikanische Historiker George Bancroft während seiner Zeit als Botschafter in Preussen anfertigen liess, wurde von dem
amerikanischen Militärhistoriker Bruce E. Burgoyne ins Englische übersetzt und 1998 veröffentlicht [5]. Der Herausgeber fasst Inhalt und Bedeutung des Tagebuchs im Vorwort wie folgt zusammen:

"The journal, which covers the entire period of the 2nd Division´s participation in the Revolution, provides a daily record of von Papet´s activity, from marching to the embarkation port to the return to Brunswick. As similar accounts, the sea voyages to and from Europe, are noted in considerable detail, and as a very young man in a very demanding position, von Papet records the inner reactions among his superiors with a noteworthy caution and understanding not to let his position cause him harm. In addition to the many reports, true and false, circulating at his headquarters, he was able to note the social and cultural life in the strange, new setting in Canada. As there is scarcity of information concerning military affairs in Canada during the American Revolution, von Papet´s journal provides a much needed insight into why Canada never became the fourteenth colony."

Beachtlich ist hierbei insbesondere der letzte Aspekt, wonach die braunschweigische Militärpräsenz mit zur Erhaltung der Unabhängigkeit Canadas gegenüber den USA beigetragen hat. [6] Zur Funktion von Papets in Canada führt Burgoyne aus (Introduction p. 6 f.):

"... When General John Burgoyne was forming his army in 1777 for an advance against Albany, he took all of the German troops in Canada exept for a detachment of 600 men, plus officers and non-commissioned officers. Von Papet was one of those officers designated to remain in Canada. It appears from his diary that he was assigned as the regimental quartermaster initially, and then on 20 November 1777, although only nineteen years of age, he was designated the brigade major for Brigadier Ehrenkrook. After Colonel Specht was named a brigadier in place of Ehrenkrook, von Papet continued as brigade
major for Specht … "

Braunschweig - Markt - Rathaus - MartinikircheJ.J.Fr. v. Papet heiratete am 13. 1. 1789 in Braunschweig Juliane Margarethe Henriette Schindler (*28. 3. 1757 Braunschweig, +11. 6. 1829 Königslutter/Stift), Tochter des herzoglichen Secretarius
Ludwig Conrad Schindler (+ 21.3.1759 in Braunschweig). Durch sie besteht eine Verbindung zu den alten braunschweigischen Pastoren- und Ratsfamilien Gelhud und Hantelmann. Sie begleitete ihren Mann nach Maastricht, wo drei Kinder geboren wurden. Nach dem Tod des Mannes kehrte sie bald nach Braunschweig zurück.

Kinder:
1) Auguste Friederike
2) Theodor Philipp Wilhelm
3) Charlotte Friederike Wilhelmine

 

 

Generation No. 3

Auguste Friederike von Papet

* 7. 10. 1789 Maastricht
16. 4. 1862 Braunschweig

Paten: Hptm. von Papet sen., Domina von Papet aus Braunschweig, in deren Namen der Kindesvater. von Papet jun.

Sie heiratete den aus Schlesien stammenden Friedrich Gottlieb Benjamin Häusler (*6. 8. 1780 Grottkau, +26. 12. 1865 Braunschweig).
Häusler hatte sich 1809 der Schwarzen Schar von Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig angeschlossen und war nach den
Befreiungskriegen (u.a. Gefecht bei Ölper, Iberischer Krieg, Schlacht von Waterloo) in Braunschweig geblieben (1832 als Major verabschiedet). Als Vater von 7 Kindern wurde er der Stammvater des Familienverbandes Haeusler in Braunschweig.

Friedrich und Auguste Häusler, geb. von Papet
(Ölbilder von Heinrich Neumann um 1850)

 

Charlotte Friederike Wilhelmine von Papet

* 4. 4. 1793 Maastricht
28. 1. 1794 Braunschweig (9 Monate alt)

Paten: Oberstltn. Johann Georg Philipp Ahrend, seine Tochter, Pastorin Elten, und Hptm. von Papet sen.

 

Theodor Philipp Wilhelm von Papet

* 19. 9. 1791 Maastricht
26. 1. 1818 Göttingen

Paten: Major Johann Georg Philipp Ahrend vom Rgt. Prinz Friedrich und Frau sowie von Papet sen.

T. P. W. von Papet diente zeitbedingt nacheinander in der braunschweigischen (1803 Kadett), westfälischen und hannoverschen Armee. Nachdem das Herzogtum Braunschweig dem Königreich Westfalen zugeschlagen worden war, wurde er 1810 in die westfälische Armee übernommen und im Alter von nur 20 Jahren zum Capitain des 3. Linien-Infanterieregiments ernannt, mit dem er 1812 am Russland-Feldzug Napoleons teilnahm.

Nach dem Zusammenbruch des Königreichs Westfalen wurde er im Okt. 1813 innerhalb der neuaufgestellten englisch-hannoverschen Verbände zum Capitain bei dem 3. Linien-Infanterieregiment Osnabrück ernannt (das ab Sept. 1814 den Namen des Prinzregente "Herzog von Yorck" führte). Im März 1814 wurde er als Hauptmann und Kompanieführer der Grabstein von Theodor Philipp Wilhelm von Papet (Bartholomäusfriedhof in Göttingen)3. Kompanie im neuerrichteten Landwehr-batailon Osterode [7] abkommandiert. Mit dieser Einheit wurde er in den Niederlanden eingesetzt. In der Schlacht von Waterloo (18. 6. 1815) schwer verwundet, starb er an den Spätfolgen am 26. Jan. 1818 in Göttingen mit 26 Jahren und wurde auf dem Weender Friedhof bestattet. Der Grabstein mit längerer Inschrift ist erhalten. [8]

Den Tod des letzten von Papet im Mannes-stamm gab seine Mutter im Braunschweiger Anzeiger vom 1. Feb. 1818 wie folgt bekannt:

"Am 26sten v. M. Abends um 11 Uhr, starb mein rechtschaffener einziger Sohn, der Königl. Großbr. Hannöversche Hauptmann im Osnabrückschen Feldbataillon, Theodor von Papet, im 27sten Jahre seines musterhaften Lebens, zu Göttingen, an den Folgen der in der Schlacht bei Waterloo erhaltenen Wunden. Nur Eltern, die in ihrem einzigen Sohne so viel Freude, Trost und Hoffnung verloren haben, als ich in dem meinigen verliere, können meinen Schmerz mir nach-empfinden."

Über seine Erlebnisse hat Theodor von Papet folgende Tagebücher geführt:

Tagebuch von Theodor Philipp Wilhelm von Papeta) Der russischen Feldzug 1812
b) Die Kampagne in Norddeutschland September 1813 – August 1814
c) Feldzug in den Niederlanden September 1814 – Waterloo 1815

 

 

Text und Informationen:
Ditmar Haeusler

 

 

Anmerkungen:
[1] Beide Namensformen sind im deutschen Sprachraum sonst nicht vertreten. nach oben
[2]Für die Familie von Papet haben sich schon andere Genealogen interessiert, vgl. die Suchanfrage im Herold von 1921 S. 24 unter Nr. 72 nach oben
[3]Denkbar ist, dass der venezianische Söldnergeneral Johann Matthias Graf von der Schulenburg (1661-1774), der von 1702-1706 als Generalleutnant in sächsischen Diensten stand (und nach weiteren Zwischenstationen 1715Feldmarschall der Republik Venedig wurde) den Transfer veranlasste. nach oben
[4]Das Geleitwesen ist eine Vorstufe zum späteren Zollwesen. nach oben
[5]Bruce. E. Burgoyne, Canada during the American Revolutionary War, Heritage Books, 1998 (vergriffen; nur noch als Teil der vom selben Autor herausgegebenen Tagebuchsammlung The Hessian Collection Volume 1 auf CD-ROM erhältlich, ISBN 0-7884-1123-3) nach oben
[6]gleiche Einschätzung bei Udo Sauter, Geschichte Kanadas, Beck 2001 nach oben
[7]Regimentsgeschichte in: Jahrblätter für die Stadt Osterode 1833/34 von J. G. Fr. Renner, Nachdruck Osterode 1977 S. 143 ff. nach oben
[8] http://commons.wikimedia.org/wiki/Cemeteries_(G%C3%B6ttingen nach oben


 

 
 


Also hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen
eingeborenen Sohn gab,
auf dass alle,
die an ihn glauben,
nicht verloren werden,
sondern das ewige Leben haben.
Joh. 3,16





Wer mich bekennt
vor den Menschen,
den will ich bekennen
vor meinem himmlichen Vater.
Matth. 10,32





Von guten Mächten
wunderbar geborgen
erwarten wir getrost,
was kommen mag.
Gott ist mit uns am
Abend und am Morgen
und ganz gewiss
an jedem neuen Tag.
Dietrich Bonhoeffer







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