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Lettland-Lexikon
1 EINLEITUNG
Lettland (lettisch Latvija), Republik in Nordosteuropa;
sie grenzt im Norden an Estland und an den Rigaischen
Meerbusen, einen Meeresarm der Ostsee, im Osten an Russland,
im Süden an Weißrussland und Litauen und im
Westen an die Ostsee. Lettland umfasst eine Fläche
von 63 700 Quadratkilometern. Riga, die Hauptstadt und
größte Stadt Lettlands, besitzt den wichtigsten
Hafen des Landes.
2 PHYSISCHE GEOGRAPHIE
Die hügelige Landschaft von Lettland wird größtenteils
von den Moränen und Ablagerungen der Schmelzwasser
der vergangenen Eiszeit geprägt. Zahlreiche Seen,
Wasserläufe und Moore charakterisieren das Landschaftsbild.
Die Niederung von Riga wird in einem weiten Bogen von
den Livländischen Höhen im Osten und den Kurländischen
Höhen im Westen umrahmt. Die etwa 530 Kilometer lange
Küstenlinie ist wenig gegliedert und umfasst viele
Sandstrände. Der Hauptfluss ist die Daugava (Düna),
die in Russland entspringt; an diesem Fluss liegen die
wichtigsten Wasserkraftwerke.
Das Klima ist in den westlichen Landesteilen von ozeanischen
Einflüssen bestimmt; relativ milden Wintern stehen
warme Sommer gegenüber. Im östlichen Teil des
Landes nimmt die Kontinentalität jedoch zu, und die
Jahresschwankungen der Temperatur steigen. Der mittlere
Jahresniederschlag beträgt in Riga etwa 600 Millimeter,
in den Hügellandschaften können 800 Millimeter
erreicht werden.
47,1 Prozent des Landes sind bewaldet (2000); häufige
Baumarten sind Kiefern, Fichten, Birken und Espen. Die
einst weit verbreiteten sumpfigen Wiesen wurden zumeist
in landwirtschaftlich genutztes Grünland umgewandelt;
Sumpfgebiete nehmen heute nur noch 5 Prozent der Fläche
ein. Die Säugetierfauna umfasst neben den Großraubtieren
Braunbär, Wolf und Luchs Arten mit vorwiegend nordischer
Verbreitung wie Elch, Rentier und Schneehase. Die Avifauna
(Vogelwelt) ist mit 325 Arten sehr vielfältig, dazu
gehören mehrere Adlerarten (Stein-, Schrei-, Schlangen-
und Fischadler).
Der etwa 40 Kilometer westlich von Riga gelegene Kemeri-Nationalpark
mit einem ausgedehnten Hochmoor im Zentrum wurde im September
1997 erweitert. Er umfasst nun eine Fläche von rund
400 Quadratkilometern. Dadurch wurde eine der letzten
Urlandschaften Europas unter Schutz gestellt. Das Gebiet
ist nicht nur ein einzigartiges Refugium für die
Tier- und Pflanzenwelt, sondern auch die Quelle mehrerer
Heil- und Mineralwässer.
3 BEVÖLKERUNG
Die Einwohnerzahl beträgt etwa 2,37 Millionen (2002),
die Bevölkerungsdichte liegt bei 37 Einwohnern pro
Quadratkilometer. Die mittlere Wachstumsrate der Bevölkerung
beträgt -0,8 Prozent. Die Letten stellen 56 Prozent
der Bevölkerung. Vor der Annexion des Landes 1940
durch die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR)
gehörten rund drei Viertel der Bevölkerung dieser
ethnischen Gruppe an. Größte Minderheit sind
mit einem Anteil von 32 Prozent die Russen, die überwiegend
in städtischen Siedlungen leben; weitere ethnische
Gruppen sind u. a. Ukrainer, Weißrussen, Litauer,
Juden und Polen. Die Amtssprache ist Lettisch, das mit
dem Litauischen verwandt ist und zur baltischen Gruppe
der indogermanischen Sprache gehört. Aufgrund der
fünfzigjährigen Zugehörigkeit zur Sowjetunion
sind viele Letten des Russischen mächtig. Die traditionelle
Religion der Letten ist das Luthertum, zu dem sich etwa
55 Prozent der Einwohner des Landes bekennen. Ungefähr
24 Prozent sind Katholiken, 9 Prozent sind russisch-orthodox.
Die Arbeitslosenquote liegt bei 8,4 Prozent (2000). Auf
355 Einwohner kommt ein Arzt (1998). Die Kindersterblichkeitsrate
beträgt 2,6 Prozent (1995).
Die Urbanisierungsrate ist hoch; 69 Prozent der Bevölkerung
leben in Städten (2000). Allein in Riga (796 732
Einwohner) lebt fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung.
Weitere große Städte sind Daugavpils (Dünaburg,
115 450) und Liepaja (Libau, 95 427). Zahlreiche Siedlungen
und kleinere Städte liegen an den Flüssen und
in den Küstenregionen des Landes. Die durchschnittliche
Lebenserwartung liegt bei 69 Jahren (2002). Die medizinische
Versorgung ist in Lettland kostenlos; allerdings sind
die Einrichtungen sehr ungleich über das Land verteilt.
Das Bildungswesen ist sehr gut entwickelt; der Alphabetisierungsgrad
beträgt 99,8 Prozent. Eine der bedeutendsten Hochschulen
ist die 1919 gegründete Universität in Riga.
4 VERWALTUNG UND POLITIK
Die heutige Republik Lettland ist rechtlicher Nachfolger
der unabhängigen Republik, die von 1918 bis 1940
bestand. Die Verfassung von 1922 trat 1993 nach dem Zusammenbruch
der Sowjetunion und der Erlangung der Unabhängigkeit
wieder in Kraft und gilt als Rechtsgrundlage des Landes.
Nationalfeiertag ist der 18. November, der an die Ausrufung
der Unabhängigkeit 1918 erinnert.
Als nationales Legislativorgan Lettlands fungiert die
Saeima, ein Einkammerparlament mit 100 Mitgliedern, die
für drei Jahre direkt vom Volk gewählt werden.
Die Saeima wählt für eine Amtsperiode von drei
Jahren einen Präsidenten als Staatsoberhaupt. Mit
Zustimmung der Legislative ernennt der Staatspräsident
einen Ministerpräsidenten und einen Ministerrat,
der die Regierungsgeschäfte ausführt.
Anfang der neunziger Jahre gab es bedeutende Änderungen
der Staatsbürgerschafts- und Wahlrechtsgesetze. 1990
hatten alle Bürger, auch sowjetische Militärangehörige,
bei der ersten Mehrparteienwahl des nationalen (sowjetischen)
Parlaments Wahlrecht. 1993 wurde das Wahlrecht jedoch
eingeschränkt. Wählen durften noch, ungeachtet
ihrer ethnischen Zugehörigkeit, alle Bürger
Lettlands, die schon vor dem 17. Juni 1940 Staatsbürger
waren, und ihre Nachkommen. Andere Einwohner des Landes
müssen bestimmte Aufenthaltsbedingungen erfüllen
und eine Sprachprüfung in Lettisch ablegen. Ein neues
Gesetz zur Staatsbürgerschaft wurde im August 1994
von der Saeima verabschiedet.
Lettland ist in 26 Distrikte und sieben Stadtverwaltungen
gegliedert. Höchste juristische Instanz ist der Oberste
Gerichtshof mit Sitz in der Hauptstadt Riga.
Die wichtigsten Parteien sind Volkspartei (TP), Lettlands
Weg (LC) und Union für Vaterland und Freiheit (TB);
weitere bedeutende Parteien sind Harmonie für Lettland
(TSP), Sozialdemokratische Partei (LSDA), Neue Partei
(JP), Demokratische Partei Saimnieks (DPS), Volksbewegung
für Lettland, Einheitspartei, Nationale Unabhängigkeitspartei,
Bauernbund (LZS) und Sozialistische Partei.
5 WIRTSCHAFT
Die seit 1991 erfolgende Umgestaltung von staatlich gelenkter
Planwirtschaft zu sozialer Marktwirtschaft gestaltete
sich anfangs überaus schwierig. Nach Produktionsrückgängen
stabilisierte sich die wirtschaftliche Lage inzwischen.
Die Privatisierung ehemals staatlicher Betriebe kommt
jedoch nur langsam voran.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 7 150 Millionen
US-Dollar (2000; Dienstleistungen 70,2 Prozent, Industrie
25,3 Prozent, Landwirtschaft 4,5 Prozent); daraus ergibt
sich ein BIP von 3 010 US-Dollar pro Einwohner. Von den
Erwerbstätigen sind 15 Prozent in der Landwirtschaft
beschäftigt, 26 Prozent in der Industrie und 59 Prozent
im Dienstleistungssektor (1999). Die Staatsverschuldung
liegt bei 462 Millionen US-Dollar, die Inflationsrate
bei 18 Prozent (1996). Das Wirtschaftswachstum erreicht
einen Wert von -3,44 Prozent (1990-2000).
Die Industrie ist der wichtigste Wirtschaftszweig Lettlands.
Zu den bedeutendsten Produktionszweigen des Landes gehören
u. a. die Herstellung von Eisenbahnwaggons, Konsumgütern,
Radios und Kühlschränken. Ferner werden Stahl,
Zement, Nahrungsmittel und Textilien (vor allem Wollwaren)
produziert. Riga ist das regionale Zentrum des Bankwesens.
Die Landwirtschaft basiert im Wesentlichen auf Viehzucht
und Milchwirtschaft. Angebaut werden vor allem Getreide,
Kartoffeln, Flachs und Zuckerrüben. Der Fischfang
ist ebenfalls ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, gefangen
werden überwiegend Kabeljau und Hering. Die Verarbeitung
von Holz ist in Lettland bedeutend; Verwendung findet
es vor allem in der Bauindustrie und bei der Papierherstellung.
Aufgrund der Rohstoffarmut des Landes zählen Energieträger
wie Erdöl, Erdgas und Kohle zu den wichtigsten Importgütern;
darüber hinaus werden vor allem auch Maschinen, Metallwaren
und chemische Erzeugnisse eingeführt. Hohe Exporterlöse
werden besonders bei Holz und Holzprodukten, Nahrungsmitteln
und Textilien erzielt. Wichtigste Handelspartner sind
neben anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion auch Deutschland
und weitere Mitgliedsstaaten der Europäischen Union
(EU). Die Handelsbilanz ist negativ.
Die wirtschaftliche Unabhängigkeit Lettlands wurde
durch die Aufgabe des russischen Rubels als Landeswährung
gefördert. Der lettische Rubel, der Rublis, wurde
ab Mai 1992 als Übergangswährung ausgegeben,
um die Knappheit an russischen Rubeln im Land zu kompensieren.
Im Mai 1993 wurde er schließlich offizielle Währung
Lettlands. Noch im selben Monat löste der Lats (zu
100 Santims), die neue Landeswährung, den Rublis
als Zahlungsmittel ab.
Das Straßennetz hat eine Länge von 73 202 Kilometern
(2000), das Schienennetz umfasst 2 417 Kilometer (1999).
Lettland verfügt über drei wichtige Häfen:
Riga, Ventspils und Liepaja. Ein internationaler Flughafen
befindet sich nahe der Hauptstadt.
6 GESCHICHTE
Die Geschichte Lettlands ist eng verbunden mit der des
Baltikums und der beiden anderen baltischen Republiken
Estland und Litauen.
Die Besiedlung dieser gesamten nordosteuropäischen
Region begann etwa um 7000 v. Chr. während der so
genannten Kunda-Kultur, um 4000 v. Chr. entstand die Narwa-Kultur.
Zur Bandkeramik-Kultur (ab 2000 v. Chr.) gehörten
indoeuropäische Balten, die sich mit der hier lebenden
Bevölkerung vermischten; u. a. gingen daraus die
Esten und Letten hervor. Das Baltikum gewann über
die Jahrhunderte immer mehr an Bedeutung für den
Fernhandel zwischen Mitteleuropa und Skandinavien sowie
Osteuropa und dem Orient. Verschiedene Völker (z.
B. die Wikinger) versuchten, die Handelsrouten zu kontrollieren.
Das heutige Gebiet Lettlands wurde im 9. Jahrhundert intensiv
besiedelt. Bischof Albert I. von Buxhövde gründete
1201 Riga. Seit 1237 beherrschten die Deutschen Ordensritter
die Region, und sie bekehrten die baltischen Völker
zum Christentum; um 1521 begann die Reformation in Lettland.
Während des Livländischen Krieges (1558-1582)
kamen 1561 die Provinzen Latgale und Vidzeme nördlich
des Flusses Daugava zu Polen. Die Provinzen Kurzeme und
Zemgale im Süden und Westen wurden zu Kurland, einem
selbständigen Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit.
Schweden eroberte unter Gustav II. Adolf 1621 Riga und
Vidzeme; nach dem Großen Nordischen Krieg fielen
diese Gebiete an Russland. Seit 1795, nach den Teilungen
Polens von 1772, 1793 und 1795, gehörte ganz Lettland
zu Russland.
Die Leibeigenschaft wurde von den Russen zwar im frühen
19. Jahrhundert abgeschafft, doch die Herrschaft der deutschen
und russischen Grundbesitzer bestand fort. Das erwachende
lettische Nationalbewusstsein trat zum ersten Mal öffentlich
auf einem großen Sängerfest 1873 in Erscheinung;
1905 kam es zu schweren Bauernunruhen gegen die Gutsbesitzer
und die russische Herrschaft.
Nach der Russischen Revolution wurde am 18. November 1918
die unabhängige Republik Lettland ausgerufen, doch
bolschewistische Truppen besetzten Riga und stürzten
die lettische Regierung. An ihre Stelle trat ein russlandfreundliches
Regime. Nachdem 1920 Streitkräfte des Landes und
alliierte Truppen die russischen Truppen aus dem Land
vertrieben hatten, akzeptierte Russland in einem Friedensabkommen
am 11. November 1920 die Souveränität Lettlands.
Das Land erklärte nach Ausbruch des 2. Weltkrieges
seine Neutralität. Doch im so genannten Hitler-Stalin-Pakt
zwischen Deutschland und der UdSSR vom 23. August 1939
wurde in geheimen Zusatzprotokollen Lettland der sowjetischen
Interessensphäre zugesprochen, und es begann die
Aussiedlung der Deutschbalten aus Lettland ins Deutsche
Reich.
In Nichtkenntnis dieser Protokolle schloss die lettische
Regierung am 5. Oktober 1939 mit der Sowjetunion einen
Beistandspakt. Nur wenige Monate später beschuldigte
die UdSSR Lettland, mit dem benachbarten Estland ein geheimes
antisowjetisches Militärbündnis gebildet zu
haben, und sowjetische Truppen besetzten am 17. Juni 1940
das Land. Es wurde eine kommunistische Regierung eingesetzt,
und am 5. August 1940 wurde Lettland eine Teilrepublik
der UdSSR. Am 22. Juni 1941 wurde Lettland dann von deutschen
Truppen besetzt, und nach der Kapitulation der deutschen
Kurland-Armee gehörte Lettland wieder zur UdSSR.
Der Widerstand der Letten gegen Maßnahmen der sowjetischen
Regierung, wie die Kollektivierung der Landwirtschaft,
dauerte eine Zeit an; bis zum Jahr 1950 war jedoch die
Anpassung an das sowjetische System praktisch vollzogen.
Die politische Liberalisierung in der UdSSR während
der späten achtziger Jahre griff auf Lettland über.
1988 wurde Lettisch Amtssprache und es gründete sich
die Lettische Volksfront. Am 4. Mai 1990 wurde die Erklärung
über die Wiederherstellung der Unabhängigkeit
verkündet, und nach dem allmählichen Auflösungs-
und Zerfallsprozess der Sowjetunion erkannte der Staatsrat
der UdSSR in Moskau am 21. August 1991 die Eigenstaatlichkeit
Lettlands an. Lettland wurde noch im gleichen Monat Mitglied
der UN.
Das unabhängige Lettland hielt im Juni 1993 seine
ersten Parlamentswahlen ab. Das neue Parlament wählte
Guntis Ulmanis zum Präsidenten. Am 31. August 1994
verließen die letzten russischen Truppen das Land.
Nach den Parlamentswahlen vom Oktober 1995 kam es zur
Bildung einer Koalitionsregierung. Die stärksten
im Parlament vertretenen Parteien sind die Demokratische
Partei Saimnieks (DPS), die Volksbewegung für Lettland,
die Partei Lettlands Weg (LC), die Partei Vaterland und
Freiheit (TB) und die Einheitspartei. Im Juni 1996 wurde
Ulmanis für weitere drei Jahre in seinem Amt als
Staatsoberhaupt bestätigt.
Im März 1997 erzielten Lettland und Russland eine
Einigung über das etwa 1 400 Quadratkilometer große
Abrene-Gebiet. Dieses war nach einem Friedensvertrag von
1920 Lettland zugesprochen worden, obwohl weniger als
1 Prozent der Bewohner Letten sind. Lettland gab seine
Gebietsansprüche auf; das Abrene-Gebiet ist seither
russisches Territorium.
Im Juli 1997 trat der parteilose Ministerpräsident
Andris Skele von seinem Amt zurück, nachdem ihm einige
Koalitionsparteien bei einer geplanten Kabinettsumbildung
die Unterstützung verweigert hatten. Nach ähnlichen
Auseinandersetzungen war der Ministerpräsident im
Januar 1997 schon einmal zurückgetreten und hatte
wenig später einen erneuten Auftrag zur Regierungsbildung
angenommen. Nachfolger Skeles wurde der bisherige Wirtschaftsminister
Guntars Krasts. Neben Krasts’ eigener Partei Vaterland
und Freiheit sagten ihm auch die bisher in der Regierung
vertretene linksliberale Demokratische Partei Saimnieks
und die rechtsliberale Partei Lettlands Weg ihre Unterstützung
zu.
Der neue Regierungschef Krasts beließ 10 von 18
Ministern seines Vorgängers im Amt. Das neue Kabinett
folgte dem Kurs, den Skele 1995 eingeschlagen hatte: Angestrebt
wurde die Fortsetzung wirtschaftlicher Reformen, wie etwa
die zügige Umsetzung von Privatisierungen. Weitere
Ziele waren die baldige Integration in die Europäische
Union (EU) – das Beitrittsgesuch war bereits 1995
eingereicht worden – sowie die Mitgliedschaft in
der NATO. Nach den Parlamentswahlen vom 4. Oktober 1998
wurde der bisherige Verkehrsminister Vilis Kristopans
von der Partei Lettlands Weg neuer Ministerpräsident.
Ein gleichzeitig durchgeführter Volksentscheid ergab
eine Mehrheit für eine Reform des Staatsbürgerrechts,
das die Einbürgerung erleichtern soll.
Im Juni 1999 wurde die Parteilose Vaira Vike-Freiberga
als Nachfolgerin von Guntis Ulmanis zum neuen Staatsoberhaupt
gewählt. Einen Monat später trat Ministerpräsident
Kristopans nach nur neunmonatiger Amtszeit zurück,
neuer Regierungschef wurde Andris Skele, der dieses Amt
bereits von 1995 bis 1997 bekleidet hatte. Nach einer
Auseinandersetzung mit seinen Koalitionspartnern Lettlands
Weg und Union für Vaterland und Freiheit über
seine Privatisierungspolitik trat Skele am 12. April 2000
vom Amt des Ministerpräsidenten zurück. Zum
neuen Regierungschef wurde Andris Berzins von der Partei
Lettlands Weg ernannt. Im Februar 2000 nahm die EU offizielle
Beitrittsverhandlungen mit Lettland auf.
[Text: Kai
Döring / Layout: Martin Arends]
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