Johann
Wilhelm Vinthus
1608
Johann Wilhelm wird am 9. Oktober geboren, wohl in Gestorf.
Seine Eltern sind der dortige Pastor Caspar
Vinthus und Regina Jackentin. Der Vater hielt für
ihn und seine beiden Brüder einen Privatlehrer. Dann
kam er in Hildesheim in die Schule und es sollte ein gelehrter
Mann aus ihm werden.
1622
Als er 14 ist, kommt der Krieg in seine Gegend. Wie viele
andere läßt er sich von der großen Kriegsunruhe
anstecken und tritt der Armee bei. Er dient zuerst dem
König von Dänemark, dann dem Kaiser als Reiter
und Corporal.
1631
Nach der ersten Schlacht bei Leipzig tritt er der schwedischen
Armee bei. Er wird Kornet im Regiment Berckhauer und ein
halbes Jahr später Leutnant.
1632
Er bewährt sich als Leutnant, indem er eine Kavalkade
besonders gut durchführt. Von König Gustav Adolf
selbst erhält er eine Kompagnie und wird zum Rittmeister
befördert. Unter General Retwins Regiment dient er
nur 5 Jahre lang.
1634
Johann
Wilhelm heiratet Anna Margareta Blume, die Tochter des
Conrad
Blume, braunschw.-lünebg. Gohgräfe zu Gestorf
und Patritius in Hannover.
1637
Im Regiment Wrangel wird er Obristleutnant, indem er gleich
zwei Ehrentafeln aufstieg.
1642
Im April stirbt sein Vater, der Pastor Caspar
Vinthus und am 3.07. unterzeichnet er und Curd Blume
im Namen der ganzen Gemeinde ihr Einverständnis zur
Einsetzung des Magisters Bartold Jani zum Gestorfer Pfarrer.
Er
kommt er ins Feldlager vor Sarstedt (bei Hildesheim).
Vom Feldmarschall Torstenson bekommt er den Auftrag, ein
Regiment anzuwerben.
Torstenson ist Oberbefehlshaber der schwedischen Truppen
in Deutschland; ein rauher, herrischer, schwer gichtkranker
Mann, aber ein fähiger Feldherr.
Wilhelm schafft dies innerhalb von 6 Wochen, wozu mehere
Monate vorgesehen waren. Seine neuen Truppen führt
er gleich ins Feld und nimmt an der letzten Leipziger
Schlacht teil:
Am 30. Oktober 1642 schossen die schwedischen Truppen
die Stadt sturmreif. Nachdem eine Bresche geschlagen war,
versuchten die Schweden vergeblich in die Stadt zu dringen.
Zur Verblüffung
der Leipziger Verteidiger gaben die Truppen Torstensons
weitere Versuche auf.
Wie sich herausstellte, war von Süden ein starkes
kaiserliches Entsatzheer unter Erzherzog Leopold im Anmarsch.
Sie wollten eine Revanche für die 1631 erlittene
Niederlage gegen Gustav Adolf an derselben Stelle. Am
2. November 1642 kam es zur Schlacht. Torstenson führte
seine Truppen trotz starker Schmerzen durch seine Gicht
persönlich hoch zu Roß an. Die Schlacht begann
bei Sonnenaufgang und dauerte nur vier Stunden. Aber sie
war wohl die blutigste des ganzen Krieges und endete für
die kaiserlichen Truppen in einer Katastrophe. Durch viele
taktische Fehler verlor Erzherzog Leopold die Hälfte
seiner Armee - 9500 Soldaten. Der Erzherzog ließ
nach der verlorenen Schlacht viele höhere Offiziere
köpfen, niedere hängen und die Mannschaft durch
Erschießen dezimieren. Anschließend ging er
zur Beichte.
Torstenson ging wieder daran, Leipzig zu belagern. Am
6. Dezember 1642 kapitulierte Leipzig, nachdem sich der
Rat und das Militär auf einen gemeinsamen Übergabevertrag
geeinigt hatten. Der reichen Messestadt wurden von Torstenson
zunächst 300.000 Reichstaler auferlegt. Außerdem
mußten die Bürger der Stadt Leipzig die gesamte
Truppe verpflegen
1643
Gograf Curd (Conrad) Blume ist gestorben. Seine zwei Töchter
erben seinen Nachlass. Seine Schwiegersöhne sind
Jobst Friedrich v. Ilten und Obrist Wilhelm Vinthus. Letzterer
bekommt des Verstorbenen dienstfreien Kötnerhof.
6.03.1644
Wilhelm
bittet um die Dienstleistungsbefreiung seines Vollmeierhofes
(110). Die Hofstelle liegt in der "Nienstatt".
109 Morgen Land, 1 Garten, 3 Wiesen und 2 Meier gehörten
zu
diesem Vollmeierhof. Ferner bittet er um die Befreiung
des Gografenkötnerhofes (112) des verstorbenen Gografen
Curd Blume.
7.03.1644
Amtmann Strickmann, Calenberg, berichtet den fürstl.
Räten von den gutsherrlichen Besitzverhältnissen
der vom Obrist Vinthus um Befreiung gebetenen Höfe.
10.03.1644
Die Dorfschaft Gestorf klagt wegen der beantragten Befreiung
der Vinthushöfe (110 + 112), da sie die Dienstleistungen
und Lasten dieser Höfe nicht mit übernehmen
und tragen will.
Seit 10 Jahren zahlen 21 wüste Reihestellen keine
Gemeindeabgaben. Es sind 4 Vollmeier, 13 Vollkötner
und 4 Halbkötnerhöfe.
Klagend berichtet die Dorfschaft Gestorf, dass der Obrist
Vinthus 6 Höfe an sich gezogen hat und von einigen
Höfen keine Gemeindeabgaben gibt.
Christian Ludwig, Herzog und Landesherr, befreit 2 Höfe
(110 + 112) des Obristen Wilhelm Vinthus trotzdem von
den Dienstleistungen beim Amt Calenberg.
1.06.1644
Johann Wilhelm und seine Ehefrau verkaufen ihres verstorbenen
Vaters Kötnerhof an den neuen Gograf Curd Curdts.
1644
Laut einer Erklärung der fürstl. Räte soll
die vom Schwedenoberst Wilhelm Vinthus beantragte und
genehmigte Befreiung seiner Höfe 25 Jahre gültig
sein. Danach sollen wieder die üblichen Abgaben gegeben
und die Dienstleistungen verrichtet werden. Grund für
die Befreiung waren letztlich die Schulden, die der Herzog
Christian Friedrich von Braunschweig-Lüneburg bei
ihm hatte. Er erhielt außerdem die ritterliche Gerechtsame
für sich und seine Nachkommen. Der Vinthushof wurde
zum Rittergut.
1645
Er ist durch kalte Füße an allen Gliedern so
geschwächt, daß er ein halbes Jahr auf Krücken
gehen muß. Seine Frau, die sich in Hannover aufhält,
reist sofort zu ihm und bespricht mit ihm die große
Beschwerlichkeit des Kriegsdienstes und seine Aufgaben
daheim. Fast jedes Jahr haben sie ein neues Kind bekommen.
Durch sein körperliches Unvermögen dankt er
ab. Er wird besonders geehrt und für sein Christentum
gelobt. Er hat, was sonst nicht üblich ist, bei dem
Regiment auf seine Kosten einen Feldprediger gehalten.
1654
Sein körperlicher Zustand wird immer schlimmer. Er
hat nicht mehr viel gute Tage. In seinen Schenkeln quälen
ihn starke Schmerzen bei Tag und bei Nacht. Trotzdem denkt
er wieder an den Kriegsdient, weil Offiziere, die neben
ihm standen, in benachbarten Königreichen erneut
in den Kriegsdienst getreten sind. Aber es kommt seine
alte Plage, die großen Rückenschmerzen, wieder,
sodaß er sich kaum noch aufrichten konnte.
1656
Am 5. März zeigt sich ein Mangel am Verstand und
man merkt, daß dies von einem Schlaganfall kommt,
denn auch sprechen kann er nicht mehr und Arm und Bein
der rechten Seite sind gelähmt.
Es wird der hannoversche Medicus Dr. Theodor Konerding
befragt, doch es ist nichts mehr auszurichten.
Die letzten vier Tage lieg er ganz still. Am 15. März
stirbt er im Alter von 47 Jahren.
Es überleben ihn 4 Söhne und 3 Töchter.
Eine
Tochter ist Sabine Magdalene Vinthus. Geboren ist sie
ungefähr 1640 in Gestorf. Sie heiratet 1662 den David
Johannes Strube und stirbt am 15. Nov. 1727 in Hoya.
Eine weitere Tochter stirbt bereits wenige Tage nach ihm:
Jlse
Catharine Vinthus ist von Geburt an sehr schwach. "30
Wochen lang mußte sie ihren Jammerkarren ziehen
und war nachher nur noch Haut und Knochen."
Am 1. April 1656 stirbt sie und wird mit ihrem Vater zusammen
in dem besonders hierzu angelegten Gewölbe in der
Kirche zu Gestorf begraben.
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