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Lettisches Tagebuch - Teil 4
02. – 13. August 2003

07. VIII. Krape – Aizkraukle
Mehr weniger als mehr ausgeschlafen werden wir an diesem Morgen von einigen lettischen Mädchen geweckt, die in unser Zimmer stürzen und uns fragen „Do you have our shoes?“ Nun muss man sich mal vorstellen, was so in einem vorgeht, wenn man eben noch selig geschlummert hat und im nächsten Moment eine solch schwierige Frage beantworten soll, zumal man sich im gleichen Moment eigentlich nur fragt „Was soll das?“ Ein gequältes „No!“ kriegt man dann erst nach einigen Augenblicken zustande. Später stellt sich heraus, dass einige von den Jungen in der Nacht die Schuhe der Mädchen geklaut und auf dem Dachboden versteckt haben. Als ich dann vom Zähneputzen wiederkomme, fehlen auch meine Schuhe (abgesehen natürlich von denen, die ich gerade anhabe). Aus Rache haben nämlich ein paar Mädchen nun die Schuhe der Jungen genommen und draußen in den Baum gehängt. Es geht also erstmal an die Ernte.
Nach der Morgenandacht dürfen wir dann endlich frühstücken, denn so eine Suche macht ganz schön hungrig. Dann steht die Abschlussveranstaltung auf dem Programm, die wir wieder in den Tiergruppen vorbereiten. Wir sollen Fragen beantworten, die sich noch einmal mit der Mensch-Gott-Beziehung beschäftigen. Außerdem sollen wir sagen, wie uns das Lager insgesamt gefallen hat. Einige malen dazu sogar ein Bild.
Nach dem letzten Njam-njam geht es dann ans Aufräumen und Saubermachen und um fünf bringt uns unser Bus wieder zurück nach Aizkraukle. Viel Zeit um Verschnaufen bleibt uns jedoch nicht, denn um 19 Uhr treffen wir uns schon wieder an der „Unibanka“ um uns mit Lats zu versorgen. Danach machen wir einen kleinen Spaziergang durch Aizkraukle. Wir beginnen an der Daugava und gehen dann durch die Innenstadt bis zur Eishalle. Hier trennen wir uns und fallen wenig später zu Hause todmüde ins Bett.

08. VIII. Jurmala
Heute geht es an den Strand. Wir treffen uns zum Glück erst um neun und so können wir wenigstens ein bisschen Schlaf nachholen. Nach Jurmala bringt uns der Kirchenbus – allerdings befördert auch Sandijas Bruder Arnis einige von uns. Wir fahren etwa zwei Stunden durch die herrliche lettische Landschaft, in der sich Regen und Sonne ständig abwechseln. Nach einem kurzen Abstecher zum Haus von Sandijas Großmutter in Jaunjelgava, wo wir Bekanntschaft mit einem netten Hund und einigen Kaninchen machen, erreichen wir schließlich das Straßenlabyrinth des Badeortes. Nachdem wir eine unfreiwillige Stadtrundfahrt gemacht haben (Einbahnstraßen), die sich allerdings sehr lohnt, denn die herrlichen Strandvillen, die an Seebäder wie die auf Usedom erinnern und vielfach restauriert werden, sind wirklich sehenswert, finden wir doch noch einen Parkplatz und schließlich auch die anderen Letten, die größtenteils mit dem Zug gefahren sind.
Es ist nicht weit bis zum Strand. Hier ist der (See-)Bär los. Eine Bühne wird gerade aufgebaut und Menschen in Badehosen oder Bikinis ergießen sich auf den Strand - und das bereits am Vormittag. Wir suchen uns einen Platz und die Kälteunempfindlichen ziehen sich in den aufgestellten Kabinen um, denn es ist immer noch bedeckt und windig wenn auch trocken. Danach stürzen sie sich wagemutig in die teilweise ziemlich hohen Wellen.
Von Stunde zu Stunde wird es nun sonniger und auch wärmer. Ganz in der Nähe taucht plötzlich eine Gruppe Weihnachtsmänner auf. Weihnachtsmänner? Ja, tatsächlich. Am Strand findet ein Kostümwettbewerb statt, bei dem an die vierzig Weihnachtsmänner und –frauen durch den Sand stapfen. Daneben werden teilweise sehr extravagante Sandburgen gebaut.
Langeweile haben wir hier also nicht und so verbringen wir ein paar Stunden beim (Sonnen-) Baden und „Kartoffel-Spiel“, einem Spiel, bei dem nach Volleyball-Regeln gebaggert und geschmettert wird und der Spieler, der einen Fehler gemacht hat, in die Mitte des Kreises muss.
Um halb sechs verlassen wir schließlich den Strand und gehen in kleinen Gruppen auf der Promenade spazieren, wo an kleinen Ständen Andenken angeboten werden. Nach einem Imbiss fahren wir schließlich um 20 Uhr wieder in Richtung Aizkraukle, halten jedoch unterwegs noch in Jelgava, wo wir ein wenig im Park um die Universität, die in einem alten Schloss untergebracht ist, spazieren gehen. Nachdem wir hier noch den Sonnenuntergang betrachtet haben, geht es dann weiter nach Aizkraukle. Hier werden wir alle wieder auf die Wohnungen verteilt (O-Ton Ortwin: „Meine Frau glaubt bestimmt schon, ich bin tot.“) und als wir dort um Mitternacht ankommen, gehen wir auch gleich ins Bett.


Krape - Besuch im Mädchenzimmer
An der Daugava
In Jaunjelgava
Jurmala - Bäderarchitektur
Jurmala - Bäderarchitektur
Jurmala - Promenade
Jurmala - Promenade
Jurmala - Am Strand

Jurmala - Am Strand

Jurmala - Am Strand
Jurmala - Am Strand
Die Universität in Jelgava


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