Generation
No. 10
Ernst Friedrich Georg Ruschenbusch
Schulbesuch
in Hermannsburg und Celle. Mit 16 Jahren der Schule verwiesen,
weil er aus antipreussischer Gesinnung heraus ein Bismarck-Bild
zertrampelt hat. Abitur in Minden. Studium der Medizin
in Halle und Erlangen. 1890 Promotion zum Dr.med. in Erlangen.
Läßt sich als praktischer Arzt, Wundarzt und
Geburtshelfer in Hermannsburg nieder. Mit 45 Jahren am
Halskrebs gestorben.
Alles
weitere im Bericht seiner Enkelin Prof. Dr. Anneliese
Claus-Schulze.
*
06.04.1866 in Northeim
+ 28.01.1911 in Hermannsburg
oo
11.10.1894 in Hermannsburg mit Bertha Harms;
* 04.10.1873 in Hermannsburg, + 16.11.1943 in Hermannsburg,
Tochter des Pastors und Missionsdirektors Theodor Harms.
Kinder:
1) Irmgard * 05.03.1896 in Hermannsburg;
+ 1942 psychisch unheilbar krank, wurde sie im Rahmen
der Euthanasie-Aktion in der Pflegeanstalt Hadamar ermordet.
2)
Elsa, * 02.07.1897 in Hermannsburg; +
23.11.1994 in Güstrow; oo 31.01.1924 mit dem Bibliotheksoberinspektor
Hans Schulze; Kind: * 03.11.1925 in Hermannsburg, Anneliese.
Georg
Ludwig Ulrich Gotthard Ruschenbusch
Nach
der Kindheit und Schulzeit in Hermannsburg wird Georg
Ludwig (* 30.04.1867 in Northeim) zum Förster ausgebildet.
Zuerst tut er seinen Dienst in der Provinz Hannover, dann
ab 1904 in der Tucheler Heide in Westpreussen. 1920 kommt
er nach der Vertreibung aus dem polnisch gewordenen Westpreussen
über eine Zwischenstation als Förster in die
Göhrde. 1932 pensioniert, zieht er sich nach Hermannsburg
zurück.
In der Göhrde hat er als Förster viele Staatsmänner
und Politiker kennen gelernt. Denn wie schon in der Kaiserzeit
so war auch noch in der Weimarer Republik die Göhrde
das Jagdrevier für die großen Staatsbesuche.
Gestorben ist er am
23.03.1965 in Hamburg-Wandsbek.
Heirat
am 01.06.1904 in Hermannsburg mit Anna Wilhelmine
Adelheid Harms (* 13.01.1866 in Müden a.d.
Oertze, + 18.11.1941 in Hermannsburg),
Tochter des Direktors der Hermannsburger Mission Theodor
Harms
Kinder:
1) Georg, * 05.06.1905 in Udschütz,
Dipl.-Volkswirt, + 09.03.1978 in Celle; oo 19.12.1941
in Bevensen mit Elisabeth Dreyer (* 30.10.1910
in Bevensen, + 23.08.1984 in Langen / Bremerhaven), Tochter
des Klempnermeisters Dreyer aus Bevensen. Kinder: 1) Georg,
Förster, kinderlos; 2) Anna, Studienrätin,
verh. Modzel.
2) Anna; * 22.06.1907 in Hermannsburg,
+ 30.01.1982 in Sprötze; oo 12.05.1938 in Hermannsburg
mit Fritz Schade ( * 20.07.1905 in Wandsbek,
+ 19.11.1972 in Wandsbek), Pastor, zuerst in Hbg.-Ochsenwerder,
dann in Hbg.-Wandsbek. Kinder: 1) Georg Schade,
Diakon, 4 Kinder; 2) Mechthild Schade,
verheiratet in England mit Keith A. Johnson, 3 Kinder;
3) Gotthard Schade, Pastor, 8 Kinder;
4) Michael Schade, Lehrer.
Horst
Eberhard August Adolf Ruschenbusch
Horst Eberhard (* 01.12.1870 in Northeim) war ein Mensch
mit wenig Glück im Leben. Ob er sich deshalb unglücklich
gefühlt hat, ist eine andere Frage.
Seine
Kindheit verbrachte er bis spätestens 1873 in Northeim
und dann in Hermannsburg. Am 03.05.1883 ging er mit 13
Jahren und 4 Monaten zur Kadettenanstalt nach Flöte.
Damit war eigentlich der Offiziersberuf vorgezeichnet.
Doch aus irgendwelchen Gründen wurde daraus nichts.
Um 1890 genügte er zwei Jahre oder auch nur ein Jahr
lang seiner Wehrpflicht. Irgendwann – davor oder
danach – machte er eine Ausbildung zum Landwirt,
vielleicht in Stellichte bei seinem Onkel Ulrich v. Behr,
und ließ sich dann – spätestens 1898
– als Hofpächter in Huxahl (6 km südl.
v. Hermannsburg) nieder. Zwischen 1904 und 1905 zog er
nach Hermannsburg, wo ihm die ganze Triftstraße
gehört haben soll. Außerdem war er Jagdpächter.
1906 starb seine Frau Emilie Caroline Elisabeth
Locks-Mattfeldt (* 17.12.1874 in Hamburg), die
er 1898 in Hermannsburg geheiratet hat. Sie war die Tochter
des Postschaffners Johann Wilhelm Helmuth Locks in Hamburg
und seiner Ehefrau Catharina Margarethe Elisabeth geb.
Wulf und Adoptivtochter von Pastor Mattfeldt aus Hamburg
und seiner Ehefrau Antonie geb. Goldstedt. Die Familie
Mattfeldt war vermögend.Jedes
der fünf Kinder erbte 8000 Goldmark und demzufolge
musste Horst Eberhrad auf jeden Fall 40000 Mark geerbt
haben.
Obwohl er schon über 45 Jahre alt war und zudem noch
Landwirt und damit eigentlich uk (= unabkömmlich)
war, wurde er als Landsturmmann zur Infanterie nach Stralsund
eingezogen, was nicht gerade günstig für seinen
Hof war. Im Oktober 1917 leitete er Pferdetransporte für
das Oesel-Unternehmen und wurde dann der Armee Machensen
auf dem Balkan in Rumänien zugeteilt. Da er ab September
1917 zwei Söhne (Friedrich und Eberhard) im Kriegsdienst
in Flandern hatte, wurde er aus dem Wehrdienst entlassen,
musste aber als Kriegsdienstverpflichteter bis zum Kriegsende
(Nov. 1918) auf dem Schießplatz Unterlüß
Dienst tun.
Im
Winter 1920 auf 21 gab er seinen Hof in Hermannsburg auf
und zog nach Kiefen (bei Waddeweitz) und nicht lange darauf
als Pächter nach Bahrendorf, Kr. Dannenberg, ins
Grützmachersche Haus. Dort starb er am 22.10.1930
im Alter von 60 Jahren am Magenkrebs.
Als
sehr moderner Landwirt setzte er – eigentlich durchaus
vernünftig – auf die Spezialisierung und begann
eine Schweinemast und Schweinezucht. Leider hatte er keine
Versicherung, die das damit verbundene Risiko aufgefangen
hätte. Es gab unter den Schweinen Rotlauf und damit
stand er vor dem Ruin.
Doch die Familie half und so ging es wieder bergauf, ja
durch die Erbschaft war er geradezu vermögend.
Doch da kam der erste Weltkrieg und die Einberufung zum
Militär. Wer sollte da den Hof in Hermannsburg weiterführen?
Ein dritter Rückschlag war die Inflation. Hier eine
Tabelle, die den Wertverlust der Mark deutlich macht:
Horst
hatte für sehr viel Geld einen Mähdrescher gekauft.
Er sollte in einer Scheune abgestellt werden und am soundsovielten
um 24.00 Uhr in das Eigentum des Horst übergehen
unter Fälligwerden des Kaufpreises. Am abgemachten
Tag ging kurz nach 24.00 Uhr die Scheune in Flammen auf.
Der Mähdrescher war total ausgebrannt. Er schöpfte
Verdacht, das könne kein Zufall sein. Die Scheune
sei vom Verkäufer vorsätzlich angezündet
worden. In ihr habe sich kein neuer, sondern ein alter,
unbrauchbarer Mähdrescher befunden. Es folgte ein
Prozess über drei Instanzen, den er verlor. Der Kaufpreis
wurde fällig, ebenso Gerichts- und Anwaltskosten.
Horst Eberhard Ruschenbusch war wieder ruiniert.
Das
Königreich Hannover war 1866 von Preußen annektiert
worden. Trotzdem war die Familie auch noch 1920 bis 1930
immer noch welfentreu. Wenn Horst R. im Winter mit dem
Schlitten ausfuhr, so wehten am Geschirr der zwei Pferde
Rossschweife in den hannoverschen Landesfarben gelb-weiß.
Und auf die preußischen Landesfarben schwarz-weiß
sangen die Kinder lauthals:
„Schwarz-weiß Hühnerscheiß,
Gelb-weiß Ehrenpreis.“
Wenn Parlamentswahlen waren, wählte im ganzen Stimmbereich
fast nur ein Einziger die „Deutsch-Hannoversche
Partei“, und das war, wie jeder wusste, Horst Ruschenbusch.
Seine
zweite Frau Bertha Gisine Gertha Kirchhoff
heiratete er am 09.06.1908 in Hermannsburg, Tochter des
Maurer Jacob Conrad Wilhelm Heinrich Kirchhoff und seiner
Frau Bertha geb. Straube, * 25.04.1883 in Bramel (b. Wesermünde),
+ 10.04.1965 in Dorum
Kinder:
Aus
erster Ehe:
1) * 24.07.1899 in Huxahl, Friedrich.
2) * 12.06.1900 in Huxahl, Eberhard Georg Max.
3) * 25.12.1901 in Huxahl, Horst Hans Georg.
4) * 09.03.1904 in Huxahl, Mathilde,
oo mit Adolf Laatz, Wrestedt.
5) * 16.12.1905 in Hermannsburg, Werner.
Aus
zweiter Ehe, alle * in Hermannsburg:
6) * 27.10.1908 Lilly oo mit Herbert
Bahde.
7) * 02.01.1910 Konrad.
8) * 27.03.1911 Georg Wilhelm.
9) * 07.09.1912 Ernst August.
10) * 15.11.1913 Elisabeth Else Anna
oo mit Walter Willi Sergel.
11) * 29.01.1915 Margarethe oo mit Heinrich
Breese.
12) * 21.07.1917 Betty.
Georg
Carl August Ruschenbusch
*
13.03.1875 in Oranienburg
+ nach 1933 in Berlin (?)
oo
26.09.1907 in Karlsruhe mit Hilda Martha Anna
Wilhelma v. Wussow, Tochter des Oberleutnants
im 1. Badischen Leibregiment Nr. 109 (Karlsruhe) Udo von
Wussow. Kinder: keine.
01.03.1896
Inf. Regiment v. Lützow (1. Rhein.) Nr. 25 in Rastatt
20.07.1897 Leutnant
11.09.1907 Oberleutnant – versetzt zur Unteroffizierschule
Marienwerder, Zugführer
20.05.1913 Hauptmann – versetzt zur Unteroffiziervorschule
Siegmaringen, Kompaniechef
1920 nach 24 Jahren Dienstzeit mit 45 Jahren als Major
verabschiedet, mit Wohnsitz in Berlin.
Die
Schüler der Unteroffiziervorschulen waren keine Soldaten,
aber wurden auf den Soldatenberuf vorbereitet. Sie mussten
16 Jahre alt sein und blieben zwei Jahre lang auf der
Schule. Unterrichtet wurden von Zivillehrern und Offizieren
die Fächer Deutsch, Rechnen, Geschichte, Geographie,
Naturkunde, Zeichnen und Singen mit 21 Stunden Unterricht
im Winter und 18 Stunden wöchentlich im Sommer. Daneben
lief die militärische Ausbildung: Exerzieren (ohne
Gewehr), Geländedienst, Turnen und Vorbereitung auf
das Schul- und Gefechtsschiessen. Nach zwei Jahren wurden
sie zur Unteroffizierschule versetzt. Dort wurden sie
in 2 oder 3 Jahren zum Unteroffizier herangebildet und
dann auf die einzelnen Regimenter verteilt. Die Unteroffizierschulen
galten als Eliteeinheiten und waren – eine Auszeichnung
– dem Gardekorps unterstellt. Eine Versetzung zur
Unteroffizierschule als Ausbilder war für den betreffenden
Offizier und Unteroffizier eine Auszeichnung. Das Beste
war gerade gut genug. Demnach muss Georg Carl August ein
tüchtiger Offizier gewesen sein, anerkannt wegen
seiner guten Menschenführung.
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